sITZung - Götzen-Dämmerung - am Abend oder am Morgen in der fabelhaften wahren Welt?

Mittwoch, 17.4.2019, 20 Uhr 

Theaterbar ab 19 Uhr
Zimmertheater-Foyer

Götzen-Dämmerung bei der sITZung

Hans-Martin Schönherr-Mann, Professor für politische Philosophie an der LMU München und streitbarer Publizist zahlreicher Schriften zur praktischen, politischen und Technikphilosophie, spricht am Mittwoch im Zimmertheater unter dem Titel "Götzen-Dämmerung - am Abend oder am Morgen in der fabelhaften wahren Welt?“. Nietzsches späte Schrift Götzen-Dämmerung erklärt die wahre Welt zur Fabel. Dadurch wird die Welt gerade nicht beliebig, sondern komplexer, was Mitte des Jahrhunderts Adorno dazu motivierte, die Wahrheit in der Kunst zu situieren: Kunst enthülle, was die Ideologie verschweige, womit die Schaubühne doch wieder zu einer Art moralischer Anstalt avancierte. Gilt das noch für den Walkürenritt, wenn man vom Text absieht? Oder ahnte Nietzsche schon den Missbrauch? Zwischenzeitlich eröffnet die Komplexität von Wahrheit und Wirklichkeit eher Spielräume für Postfaktisches, mit dem man rechts die Welt wieder im Stil der Nazis erklären kann. Rezipiert wird dergleichen von einer Gruppe von Emanzipationsverlierern, die sich zu Protestbewegungen stilisieren. Doch sie finden auch auf der Linken Resonanz, wo ‚Marxisten‘ mit den neuen sozialen Bewegungen hadern und diesen Bündnisse mit dem Neoliberalismus zuschreiben. So finden sich Frustrierte auf beiden Seiten, die darauf mit Aggression nach innen wie nach außen reagieren. Und am anderen Ufer tummeln sich die Hedonisten, die natürlich keinen Hammer zum Philosophieren mit sich führen, die vielmehr mit Sexyness kommunizieren, wobei Konsens nur kurze Augenblicke des Rausches währt. Werden sie noch wie in Peter Weiss‘ Drama über Marat und de Sade rufen: „Revolution Revolution / Kopulation Kopulation“? 
 
Das Zimmertheater-Ensemble probt derzeit mit Intendant Peer Ripberger für die Inszenierung Götzendämmerung - post-fuck-tische Ergüsse zum ZeitgeschehenBei Wein und Suppe besteht anschließend an den Vortrag Gelegenheit, sich in salonartiger Runde mit dem Referenten und den Künstler*innen und Gästen im Zimmertheater auszutauschen. Eintritt frei.
 
Hans-Martin Schönherr-Mann, Professor für politische Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut der Uni München; regelmäßiger Gastprof. an der Uni Innsbruck; weitere Gastprofessuren an der Univ. Turin, an der Venice International University, an den Universitäten von Eichstätt, Regensburg, Passau.
Neuere Buchpublikationen 2019: Dekonstruktion als Gerechtigkeit – Jacques Derridas Staatsverständnis und politische Philosophie, Nomos Baden-Baden; 2018: Michel Foucault als politischer Philosoph, IUP Innsbruck; 2017: Involution oder Revolution – Vorlesungen über Medien, „Bildung und Politik“ an der Universität Innsbruck 2013-2017, BoD, Norderstedt; 2015: Untergangsprophet und Lebenskünstlerin – Über die Ökologisierung der Welt, Matthes & Seitz Berlin; Gewalt, Macht, individueller Widerstand – Staatsverständnisse im Existentialismus, Bd. 77 Nomos Baden-Baden; Albert Camus als politischer Philosoph, IUP Innsbruck.

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Sitzungen sind überbewertete Zeitfresser? Von wegen.

Immer mittwochs versammeln sich das Ensemble des ITZ und die künstlerischen Gäste, die gerade bei uns proben, zu inspirierenden Zusammenkünften bei Wein und Käse im neugestalteten Foyer. Kommt dazu, diskutiert mit, hört zu, macht das ITZ zu Eurem Wohnzimmer und entdeckt unsere neue Theaterbar – das konkrete Programm veröffentlichen wir kurzfristig online und via social media.

ITZ time to talk!
17.04.2019 - 20 Uhr

EINTRITT FREI