Das große Finale

Das Ende naht: Die siebte und letzte Episode der Fortsetzungsgeschichte „Im Taumel des Zorns“ feiert am 08. Juni 2024 Premiere am ITZ. Peer Mia Ripberger hat die Episode mit dem Titel „Die Wahrheit lädt zum Lügen ein“ verfasst. Regisseur David Moser bringt diesen Text auf die Bühne und wählt für die Inszenierung einen stark musikalischen Ansatz. Dramaturgin Corinna Huber nahm das zum Anlass, um mit dem Regisseur David Moser sowie den Musikern Justus Wilcken und Konstantin Dupelius über den großen Showdown, die Arbeit an dem umfangreichen Projekt und die Musikalität eines Sprechchores zu sprechen.

e7 interview

David, du steigst mit der letzten Episode in „Im Taumel des Zorns“ ein. Was erwartet uns diesmal inhaltlich?

David Moser: In der finalen Episode gelangt die Handlung zu ihrem Höhepunkt und Abschluss. Das Kamerateam hat sich in der Apotheke aufgebaut und Cecilia Zymny will endlich der ganzen Welt von den zwielichtigen Machenschaften erzählen, die sie ihren Job gekostet haben. Daraufhin überschlagen sich die Ereignisse ausserhalb der Apotheke. Die fünf Figuren sind nun nicht mehr allein: Sie bekommen unerwartete Hilfe. Gleichzeitig setzt die Polizei sie weiter unter Druck. Die Geiselnahme, das wissen alle, muss nun zu Ende gebracht werden. Aber wie? Während Enno, Ove, Cecilia und Merit sich an die Hoffnung auf Straffreiheit klammern, kämpft die angeschossene Holle ums Überleben.

Auf welche Mittel greifst du zurück, um diesen Showdown zu inszenieren?

DM: Die Episode 7 erzählt nicht nur von den fünf Figuren in der Apotheke, auch die Reaktionen der Öffentlichkeit, von Medien, Politik und Gesellschaft stehen im Fokus. Wir erzählen diese Vielstimmigkeit durch einen sprech-musikalischen Ansatz. Das Medienecho, das in die Apotheke hinein schallt, klingt uns und den Protagonist*innen manchmal wie Musik, mal kakophonisch und monströs in den Ohren. Die Wucht dieser medialen Aufmerksamkeit drückt sich in vielen schnell aufeinanderfolgenden Bildern aus. Im medialen Scheinwerferlicht wird alles zur Show. Die Apotheke wird zur Bühne, das Publikum zu den Schaulustigen. Krankenhaus und Theater verschmelzen.

Musikalität spielt auch im Text eine wichtige Rolle. Der „Chor der Geiseln“, den wir schon aus Episode 1 kennen, ist ein essentielles Element. Was ist das Besondere an diesem Sprechchor und wie nähert ihr euch ihm in den Proben?

DM: Der Sprechchor bestimmt die Handlung und wird zum Wortführer in der letzten Episode. Die Streitigkeiten innerhalb der Gruppe sind beigelegt. Die Figuren haben sich zu einem gemeinsamen Ziel zusammengefunden: Die Welt über die Machenschaften im Krankenhaus aufzuklären. Deshalb können sie mit einer gemeinsamen, einer chorischen Stimme sprechen. Sie wollen bei ihrem Publikum Aufmerksamkeit und Empathie erzeugen. Die Figuren müssen sich noch einmal ganz neue Fragen stellen: Was heißt es in der Öffentlichkeit zu stehen? Was für ein Bild will ich von mir erschaffen, wofür will ich meine Aufmerksamkeit nutzen und was bin ich bereit dafür zu tun?

Wir wollen die Musikalität des Textes herausarbeiten, ihn zum Klingen bringen. So wird jede Szene zu einem Song mit eigenem Rhythmus und eigenem Sound. Auf den Proben stehen wir sehr lang im Kreis und sprechen gemeinsam die Texte, Wort für Wort, Satz für Satz, Gedanke für Gedanke. Bis wir den Klang, den Rhythmus und den inneren Bogen des Textes und der Szene gefunden haben. Und wenn einem der Schädel brummt, dann improvisieren wir: Jazz! 

 

Apropos Musik: Justus und Konstantin, ihr habt für „Im Taumel des Zorns“ einen Soundtrack komponiert, der unterschiedlich arrangiert zum Einsatz kommt. Wie hat er sich über die sieben Episoden verändert? 

Konstantin Dupelius: Ganz am Anfang, als wir den großen Pool für den Soundtrack komponiert haben, hatten wir nur den Text für Episode 1 und Bühnen- und Kostümentwürfe als konkreteres Ausgangsmaterial zur Hand. Da war viel Fantasie gefragt. Und vor allem war nicht vorherzusehen, in welche Abzweigungen oder auch Abgründe die anderen Episode sich begeben werden. Immer wieder gab es Qualitäten in den Texten, die sich im Soundtrack noch nicht ganz wiedergefunden haben.

 Justus Wilcken: So hat sich der Soundtrack immer mehr erweitert. Wir hatten uns etwas  Platz gelassen, so dass wir für jede Episode ein, zwei extra Titel schreiben konnten, um uns auf die sehr unterschiedlichen Texte und Herangehensweisen der Regie einlassen zu können.

 

Was habt ihr als Duo und als Musiker von der Arbeit an „Im Taumel des Zorns“ gelernt?  

KD: Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam etwas komponiert haben, das nicht von uns selbst auf der Bühne gespielt wird, sondern für andere dient. Es war superschön anzusehen, wie sich die Erfahrung, die wir als Duo in unserer gemeinsamen Bühnenarbeit bereits gesammelt haben, nun auch gemeinsam für ein anders ausgerichtetes Projekt angewendet werden und Früchte tragen kann.

JW: Für mich war es besonders spannend mit dem bestehenden Musikmaterial umzugehen, es zu verfremden, ihm etwas hinzuzufügen und damit etwas Neues zu schaffen. Das hat mich als Arrangeur auf jeden Fall vorangebracht. Insgesamt war es eine tolle Erfahrung, in so kurzer Zeit mit so vielen unterschiedlichen Leuten zu arbeiten. 

Worauf dürfen wir uns beim großen Finale freuen?

KD: Musikalisch wird sehr viel wiederzuerkennen sein und mündet dann in einer ganz neuen Schlussmusik, die wir extra für die Episode 7 komponiert haben.

JW: Denn: Jede Serie die ein Intro hat, hat auch ein Outro. Hier legen wir uns natürlich ins Zeug.

DM: Man kann sich vor allem auf ein fantastisches Ensemble freuen, das im großen Finale noch einmal ganz neue Facetten zeigt in einem schnellen, musikalischen Spiel. Insbesondere aber auf einen großen Skandal und damit verbunden eine moralische Frage, die uns alle betrifft.

 

Premiere Samstag, 8. Juni 2024

Informationen und Tickets 

 

Text: Peer Mia Ripberger

Regie: David Moser

Es spielen: Eve Grieser, Cyril Hilfiker, Lauretta van de Merwe, Seraina Löschau, Morris Weckherlin

Bühne: Valentin Baumeister

Kostüm: Nicola Gördes

Musik: Konstantin Dupelius, Justus Wilcken

Video-Intro: Katarina Eckold

Dramaturgie: Corinna Huber