OMG Schubert über BTW Wagner

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Ankündigungsinterview zur Uraufführung von „BTW Wagner - Siegfried, bist du’s?“ 

Musiktheater im ITZ - OMG Schubert sind zurück und widmen sich auf besondere Art und Weise dem Ausnahmekünstler Richard Wagner. Wie man sich das vorstellen kann, erklären sie hier. Die Fragen stellte Dramaturgin Jana Gmelin.

OMG Schubert sind Konstantin Dupelius und Justus Wilcken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Lied und das Lied-Duo kompositorisch und performativ neu zu denken und zu interpretieren. Als Multiinstrumentalisten, Sänger, Schauspieler und Komponisten wirken sie u.a. bei den Salzburger Festspielen, am Theater Freiburg, Staatstheater Hannover, Schauspielhaus Düsseldorf und Schauspiel Stuttgart. 

„BTW Wagner - Siegfried, bist du’s?“ ist Eure zweite Produktion am ITZ. Was zieht Euch immer wieder zurück nach Tübingen?

Konstantin: Das ITZ in Tübingen bietet die perfekte Bühne für unsere Auffassung von experimentellem Musiktheater. Wir wollen uns mit Vergangenem beschäftigen, aber immer aus der möglichst aktuellen Brille. Die originale Aufführung einer bereits existierenden Oper mit moderner Inszenierung geht uns nicht weit genug, wir wollen Neues schaffen in der Reflexion von Bestehendem. Das geht an keinem Stadttheater so konsequent wie am ITZ!

Justus: Wir haben uns gut mit dem Haus und den Menschen eingegroovt und es gibt ein hohes gegenseitiges Vertrauen. Das ist ein guter Nährboden für unsere sehr eigene Art, das Musiktheater neu zu denken und anzureichern. Dazu kommt das offene Publikum. Ich persönlich liebe dazu die kurzen Wege und den Blick auf den Neckar und kann hier meine kreativen Akkus sehr gut aufladen - ein nächtlicher Gang durch die leere Stadt genügt!

Nach Schubert, Beethoven und Hölderlin jetzt Wagner - warum ausgerechnet er?

Konstantin: Wir haben unser Duo OMG Schubert vor drei Jahren gegründet, weil wir klassische Komponist*innen aus einer zeitgenössischen Perspektive neu denken, neu komponieren und neu inszenieren wollen. Kein anderer Komponist hat das so nötig wie Richard Wagner. An Wagner hängt so viel Dreck, und trotzdem wird er an viel zu viel Bühnen noch unreflektiert gespielt, nicht radikal genug inszeniert. Dazu wollen wir einen Gegenpol setzen und damit eine neue Richtung in der Behandlung Wagners vorgeben.

Justus: Ich stehe dem Musiktheater und seiner Aufführungspraxis seit meinem Studium immer kritischer gegenüber. Mir werden zu oft problematische Narrative reproduziert und zu wenig reflektiert - oft in der Annahme, dass es alle verstehen. Die intensive Recherche zu diesem Projekt und der Person und Familie Wagner haben mich dann in ein dauerhaftes Kopfschütteln versetzt und ich bin schockiert, wie wenig öffentlich aufgearbeitet wurde, wie unreflektiert mit dem Wagner-Stoff umgegangen wird. Das macht den Umgang für mich jetzt umso reizvoller. 

Was können wir ästhetisch auf der Bühne erwarten?

Konstantin: Den typischen OMG Schubert-Sound, der sich aus einer Menge an Stilen zusammensetzt, Elektronik und Klassik verbindet, intime Song-Momente kreiert und voller elektronischer Wucht die Bühne des Löwen zum Beben bringt! Wir haben uns sowohl mit der Schönheit und Verführungskraft von Wagners Musik auseinandergesetzt, als auch mit ihrer zerstörerischen Wucht und der manipulativen Kraft. Das wird ergänzt durch Texte von Richard Wagner selbst und von Menschen, die über ihn geschrieben haben.

Justus: Dazu kommt ein sehr wandelbares und bildgewaltiges Raum- und Videokonzept, was uns einen wirklich tollen Kosmos an die Hand gibt. Neben der Musik geben wir dem Theater diesmal ein größeren Raum. Es wird wuchtig und schlank - BTW Wagner eben!

Ihr werdet zwar weiterhin zu zweit auf der Bühne stehen, allerdings hat sich euer Team neben Videokünstler Wilhelm Rinke deutlich erweitert: Valentin Baumeister ist für die Ausstattung zuständig, Theresa von Halle unterstützt euch als Regisseurin. Wie sah eure Zusammenarbeit aus?

Konstantin & Justus: Obwohl wir als Duo unser Projekt ins Leben gerufen haben, haben wir uns im Team immer als Kollektiv verstanden. Die Konzeption entstand zu fünft und genauso liefen auch Entstehung- und Reflexion immer im Team ab. Bis auf eine vorangestellte Recherche- und  Kompositionsphase waren wir immer zu fünft und haben uns als gesamtes Team in unsere gegenseitigen Fragestellungen miteinbezogen.

Da Ihr als freie Gruppe am ITZ produziert, werdet Ihr mit der Inszenierung auch auf Gastspiel gehen. Wo kann man Euch als nächstes sehen?

Konstantin & Justus: Ganz konkret in Planung sind Gastspiele im Resonanzraum Hamburg und im Theater im Delphi Berlin im Herbst 2022. Wir möchten die Produktion aber auch an weiteren Orten zeigen und planen für den Herbst eine Mini-BTW Wagner Tour, u.a. dann auch in Stuttgart und München.

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