KOMM INS OFFENE
Hochverehrtes Publikum,
es ist mir eine Ehrfreude, erneut am ZIMMERTHEATER - in der Nachbarschaft des Turms, in dem Friedrich Hölderlin über 36 Jahre lebte - arbeiten zu können. Ihm verdanken wir auch unser Spielzeit-Motto und hoffen zuversichtlich, dass Sie unsere Arbeit offen begleiten werden.
Ich schätze das Theater als einen Ort, an dem ich nicht mit mir einer Meinung sein muss, an dem ich lachen, aber auch dorthin mitgenommen werden kann, wo es schmerzt. Denn was uns auf der Welt nicht gefällt, existiert meist nicht, weil wir hingucken, sondern weil wir zu oft weggucken. Und alle wesentlichen Erfahrungen gehen durch etwas hindurch. Nochmals Hölderlin: sich aber nicht zu fühlen, ist der Tod.
Es wird Kontinuitäten geben. Johanna Engel und Jel Woschni werden zu unserer Freude weiter bei uns spielen, Magdalena Schönfeld wird mit PATIENT ZERO und PRIMA FACIE wieder zwei zeitgenössische Stücke inszenieren. Und mit GEISTERHAUS von Fabienne Dürr – der Hausautorin der vergangenen Spielzeit – wird es aufs Neue eine Uraufführung geben.
Eröffnen werden wir am Samstag, den 13.9. allerdings mit MUTTERS COURAGE, uraufgeführt 1978 an den Münchner Kammerspielen vom Autor George Tabori, der 1972 auch kurz Intendant am Tübinger Zimmertheater war. Gemeinsam mit Sigrun Schneider-Käthner darf ich seit dreißig Jahren diese wahre Geschichte über die wundersame Rettung seiner Mutter vor Auschwitz spielen; auch schon – in englischer Sprache – 2022 in New York und 2024 in der Villa Aurora in Los Angeles. Und nun zu unserer großen Freude auch in Tübingen.
Noch viel weiter in die Theatergeschichte zurück reisen wir mit DER STURM von William Shakespeare, über den Stanislav Lem sagte: „Seit dem lieben Gott hat Shakespeare am meisten auf der Welt erschaffen“. Den Prospero wird übrigens Bernhard Hurm spielen.
Und obwohl ich gar nicht an Gott glaube, wird derselbe in der kommenden Spielzeit nicht nur im Zimmertheater auftauchen, sondern in dem Stück OH MEIN GOTT von Anat Gov sogar bei uns therapiert werden.
Darüber hinaus wird es immer wieder Sonntags um 18.00 musikalisch-literarische Soireen gemeinsam mit Christoph Denoth geben, einem prägenden klassischen Gitarristen unserer Zeit. Zum Auftakt am 14.9.: VERWEILE DOCH! DU BIST SO SCHÖN!, mit Gedichten über die Liebe und die Vergänglichkeit. Auch ein Gedicht, sagt Paul Celan, will zu einem anderen, es braucht dieses Andere; es braucht ein Gegenüber.
Wir freuen uns auf Ihre Besuche.
Herzlich
Thomas Bockelmann
PS: Möchten Sie nicht Mitglied unseres Freundeskreises werden? Hier finden Sie das Beitrittsformular.
Und da wir ab 2026 mit einer Kürzung von mehr als einem Viertel (!) unseres Etats werden umgehen müssen, freuen wir uns auch über jede andere Art von Unterstützung: steuerlich absetzbare Spenden, gezieltes Sponsoring für Stückaufträge, – z.B. an Theresia Walser – für Gastengagements, für Bühnenbilder, für Kostüme etc. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Wir werden in jedem Fall – mit allem, was wir können und allem wir sind – dafür kämpfen, dass es das Tübinger Zimmertheater noch sehr lange gibt!



